Sprachlehren und Sprachlernen

Der sprachsensible Fachunterricht

Bildungssprachliches Sprachbad Bildungssprachliches Sprachbad

Bildungssprache lernt man, indem man umfänglich von Bildungssprache umspült wird, indem man im Unterricht in ein Bildungssprachbad eintaucht. Das Sprachbad muss jedoch sprachlich reichhaltig sein. In einem armseligen Sprachbad kann man keine reichhaltige Sprache lernen, genau so wenig wie man in einem Fußbad schwimmen lernen kann. Weiterhin muss es im Unterricht kognitiv anregende Situationen geben, die Bildungssprache auch anzuwenden. Zusätzlich zu diesen beiden Bedingungen an das unterrichtliche Bildungssprachbad, muss der Unterricht sprachfördernd und sprachsensibel sein. Das zeigt sich in passenden kognitiv herausfordernden Aufgabenstellungen. Weiterhin muss das Sprachbad im Unterricht Lerner gerecht sein und bewältigt werden können. Diejenigen, die sprachlichen Situationen noch nicht bewältigen können - metaphorisch gesprochen die sprachlichen Nichtschwimmer - erhalten Unterstützung durch Methoden-Werkzeuge (= Schwimmhilfen).

"Bildungssprache lernt man, indem man umfänglich von Bildungssprache umspült wird, indem man im Unterricht in ein Bildungssprachbad eintaucht.“

Der sprachsensible Fachunterricht betreibt sachbezogenes Sprachlernen, d.h. Bildungssprache wird an und mit der Sache (den Fachinhalten) gelernt und fördert die Sprache an und mit den Fragestellungen des Faches. Den Fachlehrkräften stellen sich dabei Fragen. Sprachbildung in den Fächer? Soll ich jetzt auch noch Sprache unterrichten? Wie soll ich das machen, wenn ich dafür nicht ausgebildet bin? Woher nehme ich die Zeit im Unterricht und für meine Vorbereitung? Die Fragen sind berechtigt, jedoch führt kein Weg an der Sprachbildung in allen Fächern vorbei. Beim Sprachlernen im Fach geht es nicht um das Fach Deutsch, nicht um DaZ (Deutsch als Zweitsprache), sondern um die Sprachbildung im Fach, um das Kommunizieren und das Verstehen im Fach. Sprachbildung ist somit Teil der Kompetenzentwicklung im Fach und damit eine originäre Aufgabe jeder Fachlehrkraft.

Sprachlehren-Sprachlernen-Sprachtheorie Sprachlehren-Sprachlernen-Sprachtheorie

Lehrkräfte, die sprachsensibel unterrichten, müssen die Grundprinzipien des Sprachlehrens kennen, nämlich die Gestaltung von sprachlichen Lernumgebungen und der Steuerungen von Lernprozessen mittels materialer Steuerung (Aufgabenstellungen und Materialien/ Methoden-Werkzeuge) und mittels personaler Steuerung (= Moderation und Rückmeldung/korrektives Feedback). Lehrkräfte, die sprachsensibel unterrichten, müssen die Grundprinzipien des Sprachlernens kennen, nämlich wie Sprachlernen an sprachlichen Standardsituationen stattfindet. Darüberhinaus müssen Lehrkräfte, die sprachsensibel unterrichten, über ein Basiswissen zur Sprachtheorie verfügen, nämlich die Sprachprobleme und Sprachhürden, die sich auftun.

„Fachlernen und Sprachlernen bedingen einander gegenseitig und können nicht voneinander getrennt werden.“

Viele Lerner haben einen begrenzten Wortschatz, kennen die Fachbegriffe nicht, verstoßen gegen die Regeln der deutschen Sprache, sprechen stockend, holprig und verstummen, geben Einwort-Antworten und vermeiden ganze Sätze, sprechen und schreiben unstrukturiert, unpräzise und in einfachsten Satzstrukturen, lesen sehr langsam und stockend und verstehen die Fachtexte nicht. Hinzu kommen die Verstehensprobleme im Fach. Es geht darum, dass die Lernenden ihren Fähigkeiten und Voraussetzungen entsprechend fachlich und sprachlich viel lernen. Das ist Aufgabe und Ziel des sprachsensiblen Unterrichts. Zur Gestaltung des sprachsensiblen Fachunterrichts gibt es Prinzipien, Methoden-Werkzeuge, die beim Lehren und Lernen helfen, Lese- und Schreibstrategien, die entsprechende Kompetenzen fördern. Im sprachsensiblen Fachunterricht treffen drei Didaktiken zusammen: Die Fachdidaktik, die Sprachlerndidaktik im Fach und die Fremdsprachendidaktik.

Didaktisches Dreieck des sprachsensiblen Fachunterrichts Didaktisches Dreieck des sprachsensiblen Fachunterrichts

Im sprachsensiblen Fachunterricht werden die Inhalte des Faches sowohl durch als auch mit Sprache gelernt. Dabei erwerben die Lernenden Kompetenzen auf der sprachlichen, fachlichen und kommunikativen Ebene. Sprache wird somit sowohl benutzt als auch gleichzeitig neu erworben und zugleich ständig weiterentwickelt. Anders formuliert: Mittels Sprache können die Lerner neue Begriffe und Phänomene begreifen, sich ein Fachvokabular aneignen und handelnd damit umgehen. Dabei erweitert das neu erworbene Fachvokabular ihren allgemeinen Wortschatz und verbessert die Fähigkeit, sich auszudrücken – was wiederum dazu führt, dass die Lerner auch besser im Fach kommunizieren können.